Wozu Kunstunterricht? Beispiel 2

Beispiel 2: Der Blick für Wesentliches

In dieser Unterrichtseinheit für die 11. Klasse ging es darum, die Schülerinnen und Schüler für die Möglichkeiten abstrahierter Darstellungsformen zu sensibilisieren. Jeder wählte eine kurze Episode aus der Odyssee und entwickelte dann in einer Serie von kleinen Tonarbeiten eine Plastik, die den Kern der Geschichte darstellen sollte.

Wozu Kunstunterricht? Beispiel 2

Wozu?

  • Die wesentliche Aussage aus einem Text herausfiltern und in ein Bild umsetzen.
  • Plastische Entscheidungsfelder kennenlernen (was wird durch Größe, Ausrichtung im Raum, Oberfläche, etc. ausgesagt?)
  • Die eigene Plastik so lange weiterbearbeiten, bis sie auf das Wesentliche reduziert ist.
  • Im Prozess erkennen, dass Form spricht.

Unterm Strich:

Oft begegnet mir die Meinung, Kunst sei dann gut, wenn sie die sichtbare Wirklichkeit naturgetreu nachahme. Wer selbst einmal versucht hat, eine Botschaft auf das Wesentliche reduziert zu vermitteln, mag diese Meinung ändern. Denn plötzlich wird sichtbar, was im Detailreichtum der mimetischen Darstellung rasch untergeht. Wir sehen, wie das Verlangen nach der vergessen machenden Lotusfrucht so groß wird, dass der Körper überflüssig wird und der Gefährte, der der Lust verfiel, beinahe nur noch Mund ist. Die vereinende Kraft der Liebe zeigt sich, wo zwei Körper in harmonisch weicher Linie verschmelzen und sich gegenseitig zu tragen scheinen.

Wozu Kunstunterricht? Beispiel 2

In der abstrahierenden Auseinandersetzung mit einem Motiv sind viele individuelle Entscheidungen gefragt. Was ist wichtig? Was kann weggelassen werden? Was sollte wie akzentuiert werden? Etc.

Die Verantwortung, sich ein eigenes Bild von etwas zu machen, wird so an jeden Schüler abgegeben.

Wozu Kunstunterricht? Beispiel 2

(Ca. 450 Minuten Lebens- und Bildungszeit, Vorübungen inklusive)

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