Integrativer Kunstunterricht

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Inklusion

am Schyren-Gymnasium

Darstellung des Projektes

Seit einigen Jahren verfolge ich am Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen das Projekt „Kunst ohne Grenzen“. In Zusammenarbeit mit der benachbarten Adolf-Rebl-Schule (Förderzentrum Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) wurde nun schon für drei Schuljahre eine integrative Kunstklasse gegründet. Zum gemeinsamen Kunstunterricht (eine Doppelstunde / Woche) treffen sich jede Woche 11 Schüler des Gymnasiums und 10 Schüler des Förderzentrums zum gemeinsamen Kunstunterricht.

Insgesamt besteht die integrative Kunstklasse in diesem Jahr aus 21 Schülerinnen und Schülern mit sehr unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten, geistigen und körperlichen Behinderungen, Lernschwierigkeiten, sozialen Beeinträchtigungen, Kommunikationsproblemen, etc..

Die Begrenzung der Lerngruppe auf maximal 21 Schüler ist für dieses Projekt unumgänglich. Die große Heterogenität der Gruppe fordert ein stark individualisiertes Eingehen auf alle Schüler und eine sehr aufwendige, Unterrichtsform. Da hier nicht nur Kooperation, sondern Integration angestrebt wird, lernen die Schüler nicht nebeneinander, sondern miteinander und voneinander.

Das setzt eine differenzierende Didaktik voraus, die einerseits für jeden Schüler seinen Fähigkeiten gemäß Erfahrungs- und Lernangebote macht und andererseits das Lernen am gemeinsamen Gegenstand praktiziert. Ein weiterer Grund für die Begrenzung

der Lerngruppe liegt in der drohenden Überforderung der Schülerinnen und Schüler, birgt der Umgang mit dem als fremd empfundenen „Anderen“ doch stets Schwierigkeiten.

Mit einigen Behinderungsformen gehen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite einher, auch Kommunikation und Sozialverhalten können erschwerten Bedingungen unterliegen.

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Pädagogische Begründung

Im integrativen Kunstunterricht lernen sich die Schüler gegenseitig kennen, Vorurteile werden abgebaut, Schwächen werden ausgeglichen. Die Mittel der Kunst bieten dabei allen Schülern Möglichkeiten, sich auszudrücken. So kann gegenseitiges Interesse geweckt und gefördert werden. Das Feld der Kunst und des bildnerischen Ausdrucks bietet dabei besondere Möglichkeiten des Fremdverstehens und der Toleranz.

Wo Worte fehlen, können Bilder zum Ausdrucksmittel werden und das Arbeiten an gemeinsamen Projekten öffnet Spielräume für das Nebeneinander des Verschiedenen, ohne die Kinder über einen Kamm scheren zu müssen. Für die Kinder mit Behinderung kann das Defiziterleben, mit dem sie zwangsläufig in der Begegnung mit nicht- behinderten Kindern konfrontiert werden, relativiert werden, denn sie erfahren sich in ihrer eigenen Ausdruckskraft und diese muss derjenigen von Kindern ohne Behinderung in nichts nachstehen.

Die lange Tradition der Außenseiterkunst zeugt von der besonderen bildnerischen Begabung von Menschen mit intellektuellen Einschränkungen (Schlumper in Hamburg).

 

 

inklusion_03_kunstIntegrativer Kunstunterricht kann einen besonderen Beitrag zur Werteerziehung leisten:

Der gemeinsame Unterricht birgt wertvolle Chancen für soziale Lernerfahrungen und den Abbau von Vorurteilen, Menschen mit geistiger Behinderung gegenüber.

Manche Kinder sind auf Hilfe angewiesen, andere sind befähigt, diese Hilfe zu leisten, ein Feld der Selbsterfahrung eröffnet sich. Auch das Überwinden anfänglicher Unsicherheiten und die Entwicklung neuer Verhaltensweisen im Umgang mit anderen Menschen, die vielleicht nicht in das gewohnte Bild passen erweitert das eigene Blickfeld.

Letztlich werden soziale Kategorisierungen und Stigmatisierungen infrage gestellt und Werte wie Fremdverstehen und Toleranz angebahnt. Die heterogene Ausgangslage fordert von allen Beteiligten nicht nur ein besonderes Engagement, sondern auch die Bereitschaft, die eigenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. So ist zum Beispiel ganz besondere Teamfähigkeit gefragt, wenn gemeinsam Bilder analysiert werden und auf verschiedenen Ebenen Interpretationsansätze entstehen.

Die Kommunikationsfähigkeit wird herausgefordert, wenn etwa eine Gymnasiastin mit einem Mädchen mit autistischen Verhaltensweisen (stark eingeschränkte Kommunikationsbereitschaft) an einer Radierung arbeitet. Nicht zuletzt lernen alle Schüler, selbstständiger zu arbeiten, da die Unterrichtsform dies fordert und die Schüler einerseits Vorbild sein wollen und anderseits sich stark aneinander orientieren.

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