Auf der Bühne fürs Leben lernen

Gestern feierte meine Theatergruppe und das Projektseminar Bühnenmusik mit dem Stück „Wo der Pfeffer wächst“ Prämiere. Alle Beteiligten hatten viel Freude und das Publikum war beeindruckt: Klasse!

Plakat Wo der Pfeffer wächst
Plakat Wo der Pfeffer wächst

Vor zehn Monaten haben wir das Projekt mit einem straffen Zeitplan gestartet. Als Ausgangsbasis wählten wir ein Musiktheaterprojekt, das Albert Kaul und Lorenz Hippe für jüngere Schüler entwickelten. Wir übernahmen Grundzüge der Handlung und begannen dann, unsere eigene Geschichte zu entwickeln.

Wir entwarfen Charaktere und Handlungsmomente und begannen parallel, die wachsende Geschichte in Spielszenen und Tanzperformances umzusetzen. Das Projektseminar nahm rasch die Arbeit auf und komponierte nicht nur Untermalungen, sondern auch einige Solosequenzen um unser Stück um eine musikalische Dimension zu erweitern.

Da unsere dreistündigen wöchentlichen Treffen für ein derart großes Projekt nicht ausreichen, mieteten wir uns im Dezember zu einem dreitägigen Probenaufenthalt im Haus im Moos ein. Wir probten von früh bis spät und erspielten uns so Szene für Szene. Während dieser Zeit zeigte sich der große Zusammenhalt unserer Gruppe, denn nicht nur die Schüler, die immerhin aus sechs unterschiedlichen Jahrgangsstufen kommen, arbeiteten Hand in Hand, sondern auch viele ehemalige aktive Mitglieder der Theatergruppe fanden den Weg nach Karlshuld, um uns zu unterstützen. Bis weit in den Abend hinein boten sie Improvisationsworkshops an, feilten am Lichtkonzept und diskutierten mit uns unsere Inszenierung.

Nach den Weihnachtsferien begann der letzte Probenabschnitt. Wir dehnten die wöchentliche Probenzeit um eine Stunde aus und setzten diverse Wochenendtermine an. In der Lehrerküche wurden Spaghetti mit Pesto gereicht, damit am Nachmittag keiner vom Stuhl fiel, denn allen wurde viel abverlangt. Da das Stück weitgehend aus Massenszenen besteht, mussten die Schauspieler stets präsent sein und mit großer Konzentration arbeiten.

Drei Minuten regungsloses Grauen oder wiederkehrende Monotonie sind vielleicht schwerer zu spielen, als textgeleitete Dialoge. Vor allem die jüngeren Mitglieder unserer Theatergruppe wuchsen hier über sich hinaus. Bedenkt man, das oft bezweifelt wird, dass sich die junge Generation länger als 30 Sekunden auf eine Sache konzentrieren kann, dann ist das, was die Kinder hier zeigten schon sehr bemerkenswert.

Hinzu kamen die komplizierten Ablaufpläne unseres beweglichen Bühnenbildes. Wir hatten entschieden, unser Schiff durch 12 Stühle zu symbolisieren. Diese Stühle mussten nun nach einem klaren Plan diverse Formationen zeigen. Hier durften keine Fehler passieren, denn die Szenenabläufe bauten auf diesen Formationen auf. Zwei Stühle vorne, zehn hinten, Keil nach links, Keil nach rechts, an der Mitte ausrichten, alle Stühle raus, …

Am letzten Probenwochenende kam die Live-Musik dazu. Nun galt es, Schauspiel, Tanz, Licht und Musik zu einem Gesamtgebilde zu verweben. Die Anzahl der Akteure erweiterte sich auf 42, was einen erneuten Zuwachs an Konzentrationsfähigkeit und sehr viel Disziplin von uns forderte.

In dieser Arbeitsphase kam es vor allem darauf an, aufeinander zu achten und miteinander zu agieren. Einzelbelange wurden zugunsten des wachsenden Gesamtgebildes zurückgestellt, das gemeinsame Projekt stand im Zentrum: Teamwork.

Auf eine etwas wackelige Generalprobe folgten zwei Aufführungen, die nicht nur das Publikum sondern vor allem alle Akteure begeisterten. Aus schwierigen Inhalten wurden erlebte und durchlebte, auf vielen Ebenen reflektierte Szenarien.

Als Leiterin der Gruppe konnte ich an vielen Stellen wahrnehmen, wie stark meine Kinder geworden waren.

So soll das sein: Die Sachen klären, die Menschen stärken (Hartmut von Hentig). Mission erfüllt!

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